Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Hallo-Verlags vom 2002-02-04. Der Artikel erschien auf den Seiten 1 und 2 der Berg-am-Laimer Ausgabe 2002/5 von "Hallo" (2002-01-31).

Das Grüne Band hat noch Löcher

Informationsveranstaltung gut besucht

Das Baureferat hatte unter dem Schlagwort vom "Grünen Band Ost" am Dienstag vergangener Woche zu einer Informationsveranstaltung über den aktuellen Planungsstand beim Ausbau eines möglichst homogenen Grüngürtels im Osten der Landeshauptstadt eingeladen – gekommen waren rund 200 interessierte Bürgerinnen und Bürger ins Schutzentrum Perlach-Nord an der Quiddestraße, um sich – moderiert von Bürgermeister Hep Monatzeder – unter dem Motto "den Grünzug in Fahrt bringen".

Gartenbauchef Ulrich Schneider, Bund-Naturschutz-München-Geschäftsführer Rudolf Nützel und die für die Territorien des grünen Bands verantwortlichen BA-Vorsitzenden Klaus Bode (Ramersdorf-Perlach), Josef Koch (Berg am Laim) und Christiane Hacker (Bogenhausen) informierten über den tatsächlichen Ausbau und den aktuellen Planungsstand. Auf einer Gesamtfläche von 140 Hektar und einer (Stadt-)Länge von rund neun Kilometer durchquert dieses "Grüne Band" beinahe den gesamten Münchner Osten.

Ausgehend von der Perlacher Stadtgrenze entlang des Hachinger Bachs im Süden bis zum Zielpunkt des Speichersees im Münchner Norden wird die städtische und die unmittelbar stadtumgebende Grüntrasse überplant. Ulrich Schneider als Hauptabteilungsleiter Gartenbau im Baureferat der Stadt gab in Form eines Vortrages einen einleitenden Überblick über den "Ort der Handlung". Anschließend berichtete Rudolf Nützel vom Bund Naturschutz über eine Umfrage seines Hauses bei der Münchner Bevölkerung, die die Wünsche der Bürger in den Teilbereichsregionen abklären sollte. Denn laut Nützel wohnen im unmittelbaren Umfeld des Grüngürtels etwa 50.000 Münchnerinnen und Münchner.

Die drei BA-Chefs der Anrainer-Bezirke legten die Bedeutung eines "nahezu geschlossenen grünen Bandes" innerhalb ihrer städtischen Teilregionen dar, Berg am Laims Stadtteilbürgermeister Josef Koch etwa unterstrich das "reizvolle Ziel", einst zu Fuß oder auf dem Rad den Naherholungsbereich komplett und ohne verkehrliche Risikostellen durchfahren zu können. Denn exakt in den Schnittstellen von Grünzug und Verkehrshauptachsen liegen heute noch zahlreiche Schwachstellen auf der Nord-Süd-Trasse. Sowohl die Querungen an der Heinrich-Wieland-Straße oder jene an der Kreillerstraße mit einer überarbeiteten Anbindung zum Behrpark müssen noch verbessert werden. – Koch forderte zudem die möglichst rasche Offenlegung des Hachinger Bachs.

Aber auch die Bürger hatten an diesem Tag dezidierte Wünsche. Nach deren Auffassung müsse bei der Umsetzung von Bebauungsplänen wie etwa des 1725 in Berg am Laim auch der Gedanke "an die Naturbelassung" der Areale ausreichend berücksichtigt werden. Viele Bürger wü[n]schen sich auch eine noch stärkere Berücksichtigung der regionalen Tier- und Pflanzenwelt bei der Umsetzung der Grünpläne. Dabei wurde auch das Aufeinanderprallen von Naturschutz und verkehrlichen Realitäten des 21. Jahrhunderts kritisch durchleuchtet.

Insgesamt aber wurde bei der Perlacher Veranstaltung klar. Das "Grüne Band Ost" hat trotz einiger Schwachstellen Zukunft – als wichtige Lungenfunktion einer nahezu verkehrskollabierenden Metropole.

Details zum "Grünen Band"

Als schmales Band führt das Grüne Band entlang des Hachinger Bachs an der Unterbiberger Gemeindegrenze über den Ostpark, den neu gestalteten Michaelianger – mit dem auf zwei Kilometern Länge ab dem Michaelibad noch unterirdisch verlaufenden Hachinger Bach weiter nach Norden – nach Daglfing und Johanneskirchen mit den Grünoasen des Denninger Angers und der Tucheler Heide bis hin zum Ökologischen Bildungszentrum der Stadt. An der nördlichen Stadtgrenze im 13. Stadtbezirk mündet das Grüne Band schließlich in den Regionalen Grünzug "Speichersee und Erdinger Moos" – das grüne Band hat bis dahin einen stolzen Vertikalweg durchlaufen.

Das Grüne Band Ost als stadtweit dritter Süd-Nord-Grünzug – neben Isartal und Würmlauf – bringt den jungen wie älteren Bewohnern der angesprochenen Stadtteile zahlreiche Naherholungs-, Spazier-, Spielmöglichkeiten und Refugien der Entspannung. Weite Teile des Grünzuges sind bereits mit Fuß- und Radwegen gut erschlossen – das Netz dieser Trassen soll allerdings in den kommenden Jahren nach Angaben der Stadt noch weiter verdichtet werden, Zudem sollen Grünflächen erweitert, Siedlungsränder begrünt und weitere Gehölze gepflanzt werden. Für die Tier[e] und Pflanzen vernetzt der Grünzug deren Biotope des Ismaninger Speichersees, des Truderinger Waldes und des Landschaftsraumes Hachinger Tal. Zudem liefert der "städtische Groß-Grünzug" wertvolle Verbindungen zu den beliebten Parks der Hirschau, des Englischen Gartens oder zum Zamilapark und dem Denninger Anger. Auch deshalb will die Stadt nach eigener Aussage weiteren Grund für ihre geplanten Maßnahmen erwerben, um im Dauerwettstreit der Grüngürtel contra weiterem extensivem Wohnungs- und Straßenbau bestehen zu können. Gerade in der Millionenstadt München.

Harald Hettich


Zurück zum "Grünen Münchner Osten"